Ohrndorfer Schlag in Freudenberg-Büschergrund

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In Büschergrund oberhalb des Schulzentrums im Wald Richtung Römershagen befindet sich das Bodendenkmal “Ohr(e)ndorfer Schlag”. Es besteht aus einem gut erhaltenen Hohlweg unterhalb des eigentlichen Schlages, einer Schanzanlage und einem alten Grenzstein. Der Ohr(e)ndorfer Schlag ist einer der ältesten Durchgänge durch die Siegener Landhecke. Bis Ende des 14. Jhs. verlief eine Variante der sogenannten Brüderstraße durch diesen Grenzübergang.

Adresse

Ohrndorfer Schlag in Freudenberg-Büschergrund

Alte Kölner Straße

57258 Freudenberg

Links

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Demnach führten drei Routen über Büschergrunder Terrain. Die älteste Trasse verlief von Erdingen kommend über Bahnhof Wildenburg, den Knippen, Löffelberg, Hühnertränke um den Ischeroth herum zur Wilhelmshöhe und weiter nach Siegen. Die zweite Route führte in gleicher Weise bis zum Knippen, nahm dann aber den Weg über den “Ohr(e)ndorfer Schlag” den Höhenrücken zwischen Gambach und Weibe entlang, am jetzigen Schulzentrum vorbei, die frühere “Alte Kölner Straße” entlang ins Tal der Weibe durch Anstoß bergauf und weiter über die Wilhelmshöhe nach Siegen. In dieser Zeit war die Straße der wichtigste Handelsweg für den Warenverkehr aus dem Siegerland Richtung Westen.

Der Grenzschlag in der Büschergrunder Flur wurde nach dem früheren herrschaftlichen Nassau-Siegenschen “Ohr(e)ndorfer Hof” benannt. Heute befindet sich dort das Gewerbegebiet Hommeswiese. Mit der Errichtung der Burg in Freudenberg (Ersterwähnung 1389), die auch als Zollstelle diente, bildete sich die dritte Route über den “Dicken Schlag” bei Hohenhain. Damit verlor der Weg über den “Ohr(e)ndorfer Schlag” für den Warenverkehr an Bedeutung, wurde aber weiterhin bis ins frühe 18. Jh. von reisendenden Personen genutzt. Dies belegt ein Eintrag im Freudenberger Totenbuch von 1717. (Manfred Flender)

Nassauische Grenzsicherung am “Kölschen Heck“
Eine umfangreiche Landhecke, auch als Landwehr oder Landfestung bezeichnet, umschloss etwa seit Mitte des 15. Jhs. bis Mitte des 17. Jhs. das Siegerland in weiten Teilen zum Schutz gegen feindliche Überfälle. Die Grenze zum kurkölnischen Herzogtum Westfalen (Kölsches Heck) wurde besonders stark befestigt. Hauptursache dafür war die Soester Fehde (1444-1449), in der die Stadt Soest ihre Freiheit gegen den Erzbischof von Köln behauptete. Insbesondere das böhmische Söldnerheer des Erzbischofs löste im Siegerland Angst vor Übergriffen, aber auch höchste Verteidigungsbereitschaft aus. Eine Verstärkung der Landwehr erfolgte nach 1568, dem Beginn des niederländischen Befreiungskrieges. Der Landesherr Johann der IV. der Ältere, Graf zu Nassau, unterstützte seinen Bruder Wilhelm, Prinz zu Oranien, im Kampf gegen die Spanier entscheidend. Damit wurde Nassau zum Gegner Spaniens.

Die Landhecke bestand aus Wall, Graben und einer undurchdringlichen Hecke, dem sogenannten Gebück. Das Gebück wurde durch Anpflanzen von Bäumen (vorwiegend Hainbuchen) angelegt, deren Seitenzweige man nach unten bog (”bückte“), miteinander verflocht, in die Erde eingrub und wieder neu ausschlagen ließ. Zusätzlich wurden Dornengewächse, wie z.B. Brombeersträucher, in die Zwischenräume gepflanzt. An den Durchgängen durch die Landwehr standen verschließbare Schlagbäume – daher auch die Bezeichnung “Schlag“, die nicht nur den Schlagbaum selbst meinte, sondern auch den durch ihn gesicherten Durchgang. Dort, wo wichtige Straßen die Landhecke querten, wurden die Schläge durch Schanzen und zusätzliche Wälle und Gräben verstärkt. (Heinz Fischbach)

Literturtipp
“Die Brüderstraße” von Herbert Nicke

Foto und Abbildungen: Manfred Flender

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